05 Mrz

Wie geht es weiter in der Großen Bergstraße? Die Eigentümer entscheiden

Viele wünschen sich, dass die Große Bergstraße ihren eigenwilligen Charakter behält. Viele fragen sich, wie es weitergeht in Altona-Altstadt.
Hier einige Antworten: Nehmen wir mal das „Venezia“, vormals Große Bergstraße 227. Die Besitzerin habe ihr Eiscafé aus Altersgründen aufgegeben, heißt es. Wo früher bunte Kugeln gereicht wurden, soll ein Dönerladen einziehen. Es ist der vierte. Und im Tunnel zum Bahnhof droht der fünfte. „Nichts gegen Döner!“ sagen die Leute auf der Straße, aber: „Es reicht!“. Oder nehmen wir „Bilderrahmen Grähn“, einen typischen Fall von Auszug wegen Mieterhöhung und Verlust eines inhabergeführten Handwerksbetriebes mit Laden und ziemlich viel Know-how. Die Schwiegereltern haben ihn 1966 im alten Wohnhaus in der Großen Bergstraße 251 eröffnet. Seit Gisela Grähn im Herbst 2014 ausgezogen ist, steht der Laden leer. Man redet von einer Shisha-Bar. Am anderen Ende der Meile hat gerade ein Ein-Euro-Laden eröffnet, der zweite auf nicht allzu vielen Metern. „Das spiegelt das Einkaufsverhalten der Deutschen wider“, kommentiert Simon Kropshofer von der Stadterneuerungs- und Stadtentwicklungsgesellschaft Hamburg mbH (steg). „Die Straße spiegelt die Entwicklung im Einzelhandel wider“, sagt er und beobachtet: „Der Stadtteil geht zu TK-Maxx.“

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Dieses Foto hat Regine Christiansen gemacht, als man in der Großen Bergstraße noch Rahmen und Beratung dazu bekam.

Andererseits weiß er aus vielen Gesprächen im Stadtteilbüro der steg in Altona-Altstadt, was die Anwohner wollen: Einen Schlachter, einen Blumenladen, einen Schreibwarenladen. Welche Einflussmöglichkeiten hat die Stadt? „Die Stadt darf nicht entscheiden. Der Eigentümer entscheidet“, antwortet Kropshofer. „Wir können keinen zwingen, ein Geschäft aufzumachen oder bestimmte Mieter aufzunehmen.“ Einige Immobilienbesitzer hätten Interesse daran, dass die Mischung in der Geschäftsstraße funktioniert und die Räume nicht leer stehen, berichtet Kropshofer, andere nicht. Er befürchtet dieses Desinteresse vor allem bei ausländischen Investoren. Was kann man dagegen tun? „Wir können nur reden!“ sagt der Stadtplaner. „Wir können nur mit dem Eigentümer sprechen und das Bewusstsein für einen gesunden Mix schaffen, ein Bewusstsein für die Straße, in dem Sinne: Wenn es der Straße gut geht, geht es meinen Mietern und mir gut.“

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Ein Fall von Schließung wegen Mieterhöhung und Leerstand: Bilderrahmen Grähn, Große Bergstraße 251. Foto Regine Christiansen

Egal, mit wem man spricht, alle geben zu, dass die Einkaufsstraße zwar keine städtebauliche Perle, aber einzigartig ist. „Sie hat einen Charakter, den man in Hamburg kein zweites Mal findet,“ sagt Kropshofer. „Perlen statt Ketten!“ wünschen sich Regine Christiansen und ich, die Autorinnen von „Hoodies, Hirschhornsalz und gute Worte – Kleine Läden in der Großen Bergstraße“. Aber wer kann diese Wünsche erfüllen? Ketten verhindern könne die Stadt nicht, sagt Kropshofer. Die gute Nachricht: Viele der kleinteiligen alten Ladenräume wie der von „Gazianteplioglu Baklavalari“ in der Großen Bergstraße 254 sind für Ketten nicht geeignet. Hier sind aber nach den Plänen für die integrierte Stadtteilentwicklung in Altona-Altstadt  Abriss und Neubau das Sanierungsziel. Abriss sei sinnvoll, so Kropshofer, wenn die alten Häuser nicht dem aktuellen Standard entsprächen, die Ladenflächen zu klein oder zu kleinteilig seien. Die schlechte Nachricht für die Kunden: Je mehr altertümliche Kleinteiligkeit verschwindet, desto größer und teurer werden die Standorte. Soviel Miete bringt dann der beste inhabergeführte Laden nicht ein. Weitere Neuigkeiten sind am 21. März 2016 ab 17.00 Uhr bei unserer bebilderten Lesung aus dem Buch „Hoodies, Hirschhornsalz und gute Worte – Kleine Läden in der Großen Bergstraße“, in der Haspa-Filiale Neue Große Bergstraße 9 zu erfahren. Anmeldung per Mail bis spätestens 11. März an .