Eil the reach – Königliche Genügsamkeit
Der karierte Koffer steht vor einer 100 Jahre alten Reetkate. Im sibirischen Wind lädt die Bank nicht zum Verweilen ein. Ein Kleinbus fährt vor. „Eil the reach – Züchterin: Her Majesty the Queen – Schloss Belmoral, Schottland – Standort: Behrensdorf“ ist darauf zu lesen. Unter die Hochlandrinder ist der alte Koffer also geraten, in robuste und royale Gesellschaft in einer feinen Gegend. Seit 1985 züchtet Richard Kiene auf dem Highlanderhof Rinder. Die Herde umfasst an die 300 Hochlandrinder, sie stehen an den schönsten Stellen zwischen den sanften Hügeln der Holsteinischen Schweiz und dem Strand der Ostsee. Der größte Teil ihrer 300 Hektar Weidefläche liegt in Naturschutzgebieten. Bei diesen frostigen Temperaturen ist dort außer den Rindern kaum jemand anzutreffen. Die Tiere bleiben ganzjährig im Freien und werden nur jetzt in den strengen Wintermonaten zusätzlich mit Heu oder Stroh gefüttert. Seine Nachzucht exportiert Kiene europaweit – daher der Transporter. Zur Herde des Hofes gehört auch das Longhorn. Es zeichnet sich wie die Highlander durch Langlebigkeit, Genügsamkeit und Gutmütigkeit aus. Typisch für die schwarzweiß oder braunweiß gescheckten Longhorns sind die spektakulären Gehörne. Mit zunehmendem Alter wachsen sie in alle erdenklichen Richtungen. Sie winden sich nach außen und nach oben oder können auch nach unten gebogen unter dem Kinn kreuzen. Bei den ausgefallensten Exemplaren kann sich der Hornschmuck auf der einen Seite nach oben verdrehen, während er auf der anderen chaotisch herabhängt. „Die Schönheit eines jeden Longhorns liegt ohne Zweifel im Auge des jeweiligen Betrachters“, gibt Kiene zu. „Was aber nichts an der Tatsache ändert, dass das Longhorn, wie viele andere alte Nutztierrassen, auf der Liste der bedrohten Arten steht und wir es uns zur Aufgabe gemacht haben, ihm einen besonderen Platz auf unseren Weiden zu gewähren.“ Die Rinder dienen als natürliche Landschaftsschützer, indem sie den Bewuchs niedrig halten und durch schonende Beweidung der übermäßigen Vermehrung bestimmter Pflanzenarten vorbeugen. Auf diese Weise leisten sie einen ebenso wertvollen wie wichtigen Beitrag zum Erhalt unserer Küstenlandschaft. Sie ernähren sich vom Gras und von den Kräutern, die auf Salzwiesen, naturbelassenen Weiden oder in der Dünenlandschaft am Weißenhäuser Strand wachsen.
Wer sich für Rindfleisch aus artgerechter Extensivhaltung entscheidet, unterstützt nicht nur den gewissenhaften Umgang mit Natur und Tier, sondern erfährt auch den besonderen Geschmack, den Mix aus Land und Meer, der sich auf das Fleisch der Tiere überträgt. Longhornfleisch ist zudem von Natur aus reich an wertvollen Omega-3-Fettsäuren. Tiere, die nicht für die Weiterzucht geeignet sind, vermarkten Ursula und Richard Kiene im hofeigenen BIO-zertifizierten Betrieb. Sie verzichten auf jede Form der Endmast, garantieren kurze Transportwege, eine stressfreie Schlachtung, einen optimalen Reifegrad des Fleisches und stellen höchste Ansprüche an die Weiterverarbeitung. In „Uschis Hofladen“ bietet Ursula Kiene „nur Lebensmittel an, die wir selbst gerne essen und mit bestem Gewissen an Sie weitergeben können“. Hergestellt werden die Wurst- und Fleischwaren in einem kleinen Schlachtbetrieb einige Dörfer weiter, so lässt sich die Qualität ständig kontrollieren und verbessern. Die Eier in Türkis-, Orange- und Grüntönen stammen von freilaufenden Hühnern hinterm Haus. Es gibt Holsteiner Cox aus dem eigenen Garten, selbstgemachte Marmeladen, Gulasch, Frikadellen, Bratwürste und andere Leckereien: Hier treffen Genießer auf Erzeuger und alle gewinnen.