25 Dez

Göttlich speisen – Alte Regeln für neue Besseresser

Bei der Recherche für den Beitrag “Einfach göttlich – Lebensmittelproduktion nach religiösen Regeln”, erschienen in Mohltied – Das Besseresser-Magazin für Schleswig-Holstein, Nummer 21, Ausgabe 4 – 2016, habe ich einen Bekannten wiedergetroffen. Fuat Aydemir ist Inhaber der Schlachterei Dogutürk in Haselau. Bis vor Kurzem hatte er auch noch ein sehr gut gehendes Geschäft in der Großen Bergstraße in Hamburg-Altona. Das hat leider geschlossen, wie so manche andere, die nicht von den Veränderungen in Altonas Altstadt profitiert haben. Wir Kunden und Nachbarn bedauern diese Entwicklung sehr. Siehe auch: Das Große Bergstraßenbuch.

Die Fotografin Regine Christiansen und ich sind also nach Haselau gefahren, um Aydemir zu treffen. “Die Deutschen achten auf Qualität, die Moslems auf halal“, sagt er. Das arabische Wort halal bezeichnet Dinge und Handlungen, die nach der Scharia, dem religiösen Gesetz des Islam, erlaubt sind. Die wiederum basiert auf dem Koran, der Überlieferung vom Reden und Handeln Mohammeds. Moslems ist unter anderem der Genuss von Schweinefleisch und von Blut verboten. Und auch fürs Schlachten gelten religiöse Regeln. Um für Muslime sicherzustellen, dass sie keine unerlaubten Lebensmittel zu sich nehmen, müssen diese geprüft werden. Für die Firma Dogutürk übernimmt diese Aufgabe die Türkisch Islamische Gemeinde zu Norderstedt, auf deren Gelände die Schlachterei auch einen kleinen Laden betreibt. Für halal gibt es kein einheitliches Siegel, das wird von den Moscheegemeinden unterschiedlich gehalten.

Die Ziegen und Kühe auf dem Hof Kruse sind in jeder Beziehung koscher, denn nach jüdischer Überlieferung hat Moses übermittelt, dass unter den Säugetieren nur die Paarhufer zum Verzehr gedacht sind, genauer die pflanzenfressenden Wiederkäuer. Paarhufer weisen eine gerade Anzahl von Zehen auf, Schweine zählen auch dazu, aber nicht zur zoologischen Unterordnung der Wiederkäuer. „Gott hat gesagt, wir Juden sollen Produkte von Schweinen und Pferden nicht essen. Wir befolgen Gottes Wort”, erklärt Levi Prujanski. Als Maschgiach, ausgebildeter Aufseher von koscheren Produkten, kennt er sich mit der Milchproduktion bestens aus. In früheren Zeiten sei der Kuhmilch Schweinemilch untergemischt worden, weil die fettiger sei, was den Geschmack verbessere, erzählt der Student.Wir vergucken uns dann in die Deutschen weißen Edelziegen:

“Die Beschäftigung mit Nahrungsmitteln, die koscher oder halal sind, hat mir gezeigt, wie wenig ich über die verschiedenen Kulturen in unserem Land weiß”, gesteht Regine. Inzwischen wissen wir beide etwas mehr. Mir haben sich Welten geöffnet. Ich finde, die alten regeln passen auch gut zu uns neuen Besseressern. Mahlzeit! Toleranz!